9. August
Hl. Theresia Benedicta vom Kreuz (Edith Stein), Märtyrerin, Schutzpatronin Europas
„Haus Edith Stein“ – so hieß das Studentinnenwohnheim in Eichstätt, in dem ich während meines Theologiestudiums wohnte. An einer Gedenktafel am Haus stand „Märtyrerin“. Doch mit Edith Stein verband ich anfangs wenig. Selige oder Heilige waren für mich eher so imposante Erscheinungen wie der Hl. Nikolaus oder der Hl. Jakobus. Mit denen der jüngeren Vergangenheit hatte ich mich damals noch nicht auseinandergesetzt. Doch im Laufe der Jahre in Eichstätt wurde mir das Leben dieser Frau bedeutsamer.

Edith Stein wurde 1891 als 11. Kind in eine jüdische Familie hineingeboren. Ihr Vater starb, als sie ein Jahr alt war. Sie studierte Psychologie und Philosophie und promovierte mit Auszeichnung. Nachdem sie Schriften von Teresa von Avila gelesen hatte, ließ sie sich 1922 taufen und trat 11 Jahre später in den Orden der unbeschuhten Karmelitinnen ein. Ihr Ordensname war Theresia Benedicta vom Kreuz. 1942 wurde sie deportiert. Sie starb in einer Gaskammer in Ausschwitz. Bei seinem Deutschlandbesuch 1987 in Köln sprach Papst Johannes Paul II. Edith Stein selig. Heiliggesprochen wurde sie 1998 in Rom.

Weil die familiäre Situation schwierig war, musste Edith die Schule abbrechen.
Weil sie eine Frau war, wurde sie nicht zur Habilitation zugelassen.
Weil sie jüdischer Herkunft war, wurde sie ermordet.
Der 9. August, der Tag ihrer Hinrichtung, ist ihr Gedenktag.
Schauen wir auf unsere Zeit. Stellen wir uns gegen Chancenungleichheit, Diskriminierung und Antisemitismus.

Manuela Ludwig